Stille Geburten und der fehlende Platz in unserer Gesellschaft (6min)

Der Verlust eines ungeborenen Kindes – eine stille  oder auch kleine Geburt – ist eine der tiefsten und schmerzhaftesten Erfahrungen, die Eltern durchleben können. Für die betroffenen Mamas und Papas bedeutet das nicht nur der Verlust eines geliebten Kindes, sondern auch das Gefühl, sich einer schweren, emotionalen Reise zu stellen, die oft von Stille und Schweigen begleitet wird. Die Vorstellung über das ganze Leben als Familie zerplatzt in wenigen Sekunden wie eine Seifenblase, was bleibt sind unvorstellbare Schmerzen seelisch wie körperlich - die Zeit steht still.

Stille Geburten: Warum dieses Tabuthema endlich aus dem Schatten treten muss und wie man damit umgehen kann

Leider ist das Thema „stille Geburt“ in unserer Gesellschaft nach wie vor ein Tabu. Es wird häufig nicht darüber gesprochen. Doch gerade das Schweigen macht es für betroffene Eltern nur noch schwerer. Es wird Zeit, dass wir dieses Thema nicht mehr im Schatten lassen. In diesem Beitrag schreibe ich darüber, wie man mit einer stillen Geburt umgehen kann, welche Optionen Euch zur Verfügung stehen und warum es so wichtig ist, dass dieses Thema endlich enttabuisiert wird.

 

Was ist eine stille Geburt?

In Österreich wird eine stille Geburt als der Verlust eines Babys beschrieben, der entweder vor der Geburt, während der Geburt oder direkt nach der Geburt stattfindet. Wenn das Baby vor der 24. Schwangerschaftswoche verstirbt, spricht man von einer „stille Geburt“. Ab der 24. Schwangerschaftswoche wird der Verlust als „Totgeburt“ bezeichnet. Dieser Unterschied ist nicht nur medizinisch wichtig, sondern beeinflusst auch die rechtliche Handhabung, etwa die Ausstellung einer Geburtsurkunde oder die Behandlung im Krankenhaus.

Es gibt jedoch keine „richtige“ oder „falsche“ Trauer – der Schmerz bleibt für alle Eltern der gleiche, egal ob es sich um eine stille Geburt oder eine Totgeburt handelt. Und gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir als Gesellschaft beginnen, über dieses Thema zu sprechen, damit betroffene Eltern nicht alleine sind und Verständnis finden können.

 

Warum dieses Thema kein Tabu mehr sein darf

Die Gesellschaft hat oft eine Tendenz, über solche Themen zu schweigen. Die Trauer und der Verlust eines ungeborenen Kindes werden häufig nicht öffentlich thematisiert, was die Eltern in eine besonders schwierige Lage bringt. Wer mit einer stillen Geburt konfrontiert wird, fühlt sich oft isoliert und missverstanden. Der Schmerz wird entweder als „nicht wirklich“ anerkannt oder als weniger intensiv angesehen, wenn es sich nicht um eine Totgeburt handelt. Diese Stille rund um stille Geburten muss endlich durchbrochen werden. Wenn wir als Gesellschaft lernen, über den Verlust eines Kindes zu sprechen, können wir betroffenen Eltern mehr Raum für ihre Trauer bieten.

Betroffene Eltern brauchen das Gefühl, gehört zu werden, ohne dass ihnen ein ständiges Schweigen oder unverständliche Blicke entgegengebracht werden. Diese Erfahrung darf nicht isoliert werden, sie ist real, und der Verlust wird auf vielen verschiedenen Wegen verarbeitet – nicht nur durch den Schmerz des Verlustes, sondern auch durch die Frage, wie man mit diesem Verlust umgehen soll.

 

Mögliche Wege, mit einer stillen Geburt umzugehen

Die Entscheidung, wie man mit der Geburt eines verstorbenen Babys umgeht, ist eine sehr persönliche und hängt oft von der Situation sowie den eigenen Bedürfnissen ab. In Österreich gibt es zwei Hauptoptionen: das Abwarten der Geburt zu Hause oder die Einleitung der Geburt im Krankenhaus. Beide Wege haben ihre eigenen Herausforderungen und Vorteile.

 

Option 1: Abwarten und Geburt zu Hause

Einige Eltern entscheiden sich dafür, die Geburt zu Hause abzuwarten, vor allem dann, wenn die Schwangerschaft bisher problemlos verlief. Diese Entscheidung gibt die Möglichkeit, den Verlust in einem vertrauten Umfeld zu erleben und den Geburtsprozess in Ruhe und ohne den Druck eines Krankenhausumfeldes zu durchlaufen. In den eigenen vier Wänden fühlen sich viele Eltern sicherer und in der Lage, den Geburtsprozess zu kontrollieren.

Zuhause zu gebären bedeutet nicht, dass Eltern ohne Unterstützung und da alleine durch müssen. Eine erfahrene Doula oder Hebamme kann auch während der Geburt anwesend oder auf Rufbereitschaft sein, um die nötige Sicherheit und Unterstützung zu gewährleisten.

 

Option 2: Einleitung der Geburt im Krankenhaus

Die Einleitung der Geburt im Krankenhaus ist eine häufige Entscheidung, wenn es darum geht, den Verlust zu verarbeiten und zu einem Abschluss zu kommen. Diese Entscheidung ist jedoch nicht immer einfach, denn der körperliche und mentale Prozess der Geburt wird durch die medizinische Einleitung unterbrochen. Medikamente werden eingesetzt, um den Geburtsprozess zu aktivieren, was den Verlauf der Geburt gezielt steuert und beschleunigt.

Es ist meiner Meinung nach essenziell, dass bei der Einleitung der Geburt die mentalen und physischen Bedürfnisse der Eltern im Mittelpunkt stehen und über alle Möglichkeiten aufgeklärt wird - habe ich persönlich nicht so erlebt. Das medizinische Team sollte sicherstellen, dass die Eltern in einer sicheren und respektvollen Umgebung sind, in der ihre Trauer respektiert wird. Auch wenn der körperliche Prozess durch eine medizinische Intervention beeinflusst wird, ist es von größter Bedeutung, dass die mentale Gesundheit der Eltern im Vordergrund steht. Daher sollten Eltern die Möglichkeit haben, ihre Wünsche bezüglich der Atmosphäre und der Begleitung während der Geburt zu äußern.

Dieser Prozess kann jedoch als besonders belastend empfunden werden, da er den natürlichen Verlauf der Geburt verändert. Die Entscheidung, ob eine Einleitung sinnvoll ist oder ob die Eltern lieber auf eine spontane Geburt warten möchten, sollte individuell entschieden werden - wichtig ist, dass über alle Möglichkeiten aufgeklärt wird (niemand MUSS im Krankenhaus bleiben!) und somit die Basis für eine Entscheidung als Paar vorhanden ist, das fehlt meiner Meinung und Erfahrung nach in unserem System.

 

Wie man mit der Trauer nach einer stillen Geburt umgehen kann

Der Trauerprozess nach einer stillen Geburt ist zutiefst individuell und es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Jeder Mensch reagiert anders auf den Verlust, und das ist völlig in Ordnung. Manche Eltern entscheiden sich, ihre Gefühle für sich zu behalten, während andere den Austausch mit anderen betroffenen Eltern, Doulas, Hebammen oder Trauerberatern suchen. Was wichtig ist, ist, dass die Trauer zugelassen und nicht unterdrückt wird damit sie verarbeitet werden kann.

Trauerbewältigung kann viele Formen annehmen. Manche Eltern möchten das Andenken an ihr Kind aufrechterhalten, indem sie Fotos oder Erinnerungsstücke schaffen. Andere suchen Unterstützung in Selbsthilfegruppen oder nehmen an Trauerbegleitung teil. Der Austausch mit anderen, die eine ähnliche Erfahrung gemacht haben, kann sehr hilfreich sein, da er das Gefühl der Isolation lindert.

Es ist auch hilfreich, sich Zeit zu nehmen, um die eigene Trauer zu erleben. Der Verlust eines Kindes – gleich, ob still oder tot geboren – ist eine der tiefgreifendsten Erfahrungen im Leben. Es gibt keine feste Zeit, in der man „fertig“ mit der Trauer sein muss. Jeder Schritt in diesem Prozess ist ein persönlicher und individueller.

 

Alles darf, nichts muss - Du und Ihr dürft selbst entscheiden wie Ihr mit Eurem Schmerz umgeht und vor allem als Frau, was Du dir in welchen Situationen zumutest. Hier kann ich nur empfehlen auf das Bauchgefühl zu hören, da man ja gerade in der ersten Zeit so verletzlich ist und manche Aussagen (die sehr wahrscheinlich kommen werden, weil nicht jede/r damit umzugehen weiß) einen zutiefst treffen, wenn man nicht schon etwas "robuster" ist.

 

Was z.B. tun oder wie damit umgehen, wenn zeitgleich eine beste Freundin auch schwanger ist. Innerlich zerreißt es Dir wahrscheinlich das Herz und Du wirst vielleicht gar nicht wissen, wie Du jetzt mit all diesen verschiedenen Gefühlen jetzt umgehen kannst und willst sie wahrscheinlich gar nicht alle so fühlen. Hier helfe ich gerne weiter, unterstütze Dich mit meinem Wissen, wie man solch eine schwierige Situation für beide Seiten gut durchstehen kann - mit viel Gefühl, Empathie, Achtsamkeit und Respekt.

 

Mein Fazit

Der Verlust eines Babies durch eine stille Geburt ist ein unvorstellbar schmerzhafter Prozess, den Eltern in einer emotionalen Achterbahnfahrt durchleben müssen. Doch die Stille rund um dieses Thema zu brechen ist ein wichtiger Schritt, nicht nur für die Eltern, sondern auch für unsere Gesellschaft. Wenn wir lernen über stille Geburten zu sprechen, können wir einen Platz schaffen, in dem Eltern Unterstützung finden und ihren Schmerz in einer sicheren Umgebung verarbeiten können.

 

Es ist Zeit, das Tabu zu brechen – für die Eltern, die um ihr Kind trauern, und für die Gesellschaft, die mehr Verständnis und Mitgefühl für diese tiefgreifende Erfahrung entwickeln sollte. Es ist egal ob das Baby 3 Wochen oder 13 Wochen alt war, als wir es verabschieden mussten, es ist und war ein Menschenleben und ab dem Zeitpunkt des Schwangerschaftstests wart und seid Ihr Eltern, Mama & Papa und das wird sich auch nicht mehr ändern!

 

Alles Liebe und eine dicke Umarmung an Euch Sternenmamas und Sternenpapas - Ihr seid nicht alleine (!),

Eure Tamina

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